Bogenhausen: Diskussionsabend zur Lage in Ostdeutschland

Buch "Ungleich vereint" von Steffen Mau
Foto: David Rausch

17. Oktober 2024

Bogenhausen - Wie tickt Ostdeutschland und wie sind die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg einzuordnen? Dazu veranstalteten die beiden SPD Ortsvereine Bogenhausen und Denning einen Diskussionsabend in Englschalking. Im Mittelpunkt des Abends stand die Buchbesprechung von "Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt" des Soziologen Steffen Mau durch den Referenten Wolfgang Handschuch, der selbst 10 Jahre in Ostdeutschland bei der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung (u.a. in Chemnitz) tätig war.

Hanschuch
Referent Wolfgang Handschuch und Bogenhausens SPD-Vorsitzenden Karin Vetterle (Foto: David Rausch)

In seinem Referat gab Wolfgang Handschuch die Grundthesen des Buches wieder: Steffen Mau führt u.a. die DDR-Sozialisierung, eine fehlende Aufarbeitung der NS-Zeit sowie die politischen und wirtschaftlichen Härten der Nachwendezeit an. Auf Schuldzuweisungen verzichtet Mau aber größtenteils: Ostdeutschland sei einfach anders und Ostdeutsche legten Wert darauf, anders zu sein als Westdeutschland. Viel hängt auch an der Interpretation der Wiedervereinigung: viele Westdeutsche betrachteten sich als "Sieger" und werteten in einer Mischung aus Kurzsichtigkeit und Triumphgehabe viele Errungenschaften der ostdeutschen Vergangenheit als bedeutungslos ab. Nicht nur das DDR-System, sondern auch persönliche Lebensleistungen darin wurden entwertet. Der Westen war die Norm, der Osten sollte sich anpassen. Das hat Animositäten befeuert und erklärt auf vielen Ebenen eine unterschiedliche politische Kultur. Ostdeutsche Wählerinnen und Wähler sind politisch experimentierfreudiger, vertrauen politischen Parteien weniger und wählten in erster Linie starke Persönlichkeiten.

In der anschließenden Diskussion lobte Wolfgang Handschuch die Weitsicht des Autors. Viele Prognosen des Buchs, das Anfang des Jahres erschienen ist, seien eingetroffen. Es hilft die politische Lage dort besser nachzuvollziehen und gibt interessante Denkanstöße, wie dort auch die SPD in Zukunft Politik organisieren könnte.

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